5. Selbstwertgefühl
Selbstwertgefühl (5)
Was ist unter Selbstwertgefühl zu verstehen? „Gemeint ist die affektive und evaluative Komponente der bewussten Selbstwahrnehmung, also die individuelle Einschätzung der eigenen Person – ob jemand sich selbst mag und positiv von sich denkt oder ob man viele Aspekte der eigenen Persönlichkeit und Erscheinung ablehnt“ (Bengel / Lyssenko, 2012, 58).
Ein gutes Selbstwertgefühl gilt nach wie vor als Grundlage für psychische Stabilität und Erfolg. Dabei ergibt sich eine schmaler Grat zwischen dem „Selbstwertgefühl“ als unverwundbar machendes Allheilmittel und dem einer narzisstischen Störung, die pathologische Züge tragen kann. Die schützende Wirkung eines gesunden Selbstwertgefühls steht außer Frage, weil auch unter Stress und Widerstand das eigene Selbstwertempfinden mehr oder weniger stabil bleibt. Selbstüberhöhung kann zu sozialen Defiziten bzw. mangelnden oder rückläufigen sozialen Kontakten führen (Bengel / Lyssenko, 2012, 60f.):
Insgesamt zeigt sich, dass Personen mit hohem Selbstwertgefühl negative Ereignisse als weniger bedrohlich interpretieren, ein höheres Kontrollgefühl haben und generell optimistischer gegenüber ihren eigenen Bewältigungsmechanismen eingestellt sind. Personen mit sehr niedrigem Selbstwertgefühl weisen eine erhöhte Vulnerabilität gegenüber psychischen Störungen auf (Bengel / Lyssenko, 2012, 59f).
Bei allem Positiven macht es Sinn, eine Überdehnung des Selbstwertgefühls zu vermieden, sodass es richtig erscheint, es mit andern Resilienzfaktoren zu kombinieren.
Die Abenteuer des starken Wanja
Wassili Grigorewitsch hat drei Söhne. Die beiden älteren sind arbeitsam und fleißig, doch sein jüngster Sohn Wanja ist ein Faulpelz. Sein Vater und seine Tante Akulina schützen ihn, während seine beiden Brüder sich ihm gegenüber zu rächen beginnen, ihm die „Faulheit aus[zu]treiben“ (7).
Akulina führt den Haushalt: „Sie war das beste, das liebste, das freundlichste alte Tantchen, das man sich denken kann, und eine ausgezeichnete Köchin überdies“ (9). Sie versteht keine Spaß, wenn es um Wanja geht „Es gab eigentlich bloß einen einzigen Punkt, worin Tante Akulina keinen Spaß verstand. Wehe, wenn Grischa und Sascha es wagten, in ihrer Gegenwart über Wanja zu murren, und sei es auch noch so verstohlen und leise!“ (9).
Wanja, der mittlerweile 17 Jahre alt ist, wird vor Ostern von Tante Akulina beauftragt, Birken zu schneiden. Dabei begegnet er einem blinden Pilger, der ihn folgendermaßen anspricht: „Du bist Wanja, der Sohn des Bauern Wassili Grigorewitsch hier im Dorf? Ich habe mit dir zu reden“ (13). Er enthüllt ihm eine große Zukunft: „Was würdest du sagen [...] wenn jemand käme und dir eröffnete, daß du Zar werden sollst?“ (17). Wanja zweifelt, lässt sich aber überreden, das zu tun, was der Pilger ihm aufträgt. Er muss sieben Jahre auf dem Backofen liegen und faulenzen, dazu soll er sieben Schafspelze dabeihaben und sieben Säcke mit Sonnenblumenkernen. Er darf nichts anders essen als diese und die ganze Zeit nicht vom Ofen heruntersteigen. Jedes Jahr soll er ferner versuchen, das Hausdach emporzustemmen. Dann, wenn er durch das emporgehobene Dach und die Hauswand in der Nacht Mond und Sterne sehen kann, ist diese Episode seines Lebens beendet. Wanja kann sich dann aufmachen, die Zarenkrone zu erobern. Im Text heißt es: „In Wanjas Leben gab es von diesem Tag an bloß noch zwei Dinge: Wenn er nicht schlief, kaute er Sonnenblumenkerne; und wenn er nicht gerade Sonnenblumenkerne kaute, dann schlief er“ (21).
Obwohl seine Brüder, angestachelt durch die Dorfjugend, versuchen, ihn vom Ofen zu vertreiben, blieb das ergebnislos. „Von den Sonnenblumenkernen aß Wanja mäßig: Ein Sack voll reichte ihm für ein ganzes Jahr, ohne daß es ihn hungerte; und zu trinken verlangte es ihn überhaupt nicht mehr, seit er auf dem Ofen lag. So verstrichen die Wochen, die Monate und die Jahre. Er spürte, wie seine Kräfte zunahmen, wie er von Woche zu Woche, von Monat zu Monat stärker wurde“ (26). In seinem sechsten Jahr auf dem Ofen wollen seine Brüder das Haus anzünden. Wanja ist überzeugt, dass er noch ein Jahr benötigt, um erfolgreich das Dach in die Höhe zu stemmen. Zwar will er nicht verbrennen, will aber auch nicht von seinem Ziel ablassen.
Am nächsten Tag ist der blinde Wanderer wieder vor Ort und überredet die beiden Brüder von ihrem Vorhaben abzulassen. Zum Beweis steckt er seinen alten Wanderstab in die Erde und versichert, dass er am nächsten Tag „Wurzeln schlagen und grünen“ werde. Dafür müssen sie Wanja ein weiteres Jahr gewähren lassen. Es geschieht genau so, wie der Blinde es prophezeit hat, sein Wanderstab blüht und die beiden Brüder geben ein weiteres Jahr Ruhe. Am Ende des Jahres besteht Wanja die Probe und stemmt das Dach in die Höhe, um Mond und Sterne zu sehen.
Nun macht er sich auf die Reise, erlebt verschiedene Abenteuer und wird der neue Zar. Auf seiner Wanderschaft ist er fröhlich und hilfsbereit, zuversichtlich und davon überzeugt, das zu erreichen, was er sich vorgenommen hat oder besser: was ihm vorausgesagt wurde. Dabei lässt er sich immer wieder von dem Dreikopekenstück leiten, das ihm seine tote Mutter geschenkt hat. Am Ende der Geschichte stellt sich heraus, dass der Blinde und der alte Zar identisch sind. Wassilissa, die Tochter des Zaren, und Wanja werden heiraten und das Volk begrüßt den neuen Zaren mit den Worten: „Hoch lebe der starke Iwan Wassiljewitsch unser neuer Zar!“
Otfried Preußler
Otfried Preußler (1923–2013) wurde in Reichenberg (Böhmen) geboren. Nach dem Krieg und fünf Jahren in sowjetischer Gefangenschaft kam er 1949 nach Oberbayern. Er war ein Jahr lang Volksschullehrer, ehe er dann Schriftsteller bzw. Kinderbuchautor wurde. Preußler hat über 35 Bücher geschrieben, die in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden u. a. Der kleine Wassermann, Der Räuber Hotzenplotz, Krabat, Das kleine Gespenst oder Die kleine Hexe.
Resilienz-Faktor: Selbstwertgefühl:
Wanja ist ein Träumer: „Oft hockt er viele Stunden lang mit geschlossenen Augen hinter dem Haus bei den Bienenkörben, ließ sich die Sonne aufs Fell scheinen und verträumte den Tag. Das war neben Essen und Schlafen seine liebste Beschäftigung“ (7). Wie kann aus einem selbstgerechten Faulenzerleben etwas Großes erwachsen?
Zum einen muss dazu der Begriff Faulenzen hinterfragt werden. Für Wanja ist Beschäftigung im Sinne einer täglichen Feldarbeit beispielsweise keine Option. Tagträumen und der Natur lauschen sind für Wanja ebenso sinnvolle Tätigkeiten wie Schlafen, Essen und Trinken.
Der Psychologe Erich Neumann schreibt: „Selbstentwicklung, Selbstdifferenzierung und Selbstfindung sind eine ebenso legitime Richtung der Libido, wie die extravertierte Hinwendung zum Objekt und die introvertierte zum Subjekt.“ Sind Vater und Brüder dem extrovertierten Tätigsein verpflichtet, lebt Wanja nach dem Grundsatz: „Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“ (Matthäus 6:26)
Der nach außen gerichteten Lebensweise (extravertiert), die als technisch, mechanisch, wertschöpfend, zweckorientiert und libertinistisch bezeichnet werden kann, steht eine andere ergänzend gegenüber. Diese ist von Selbstsuche und Selbstausbildung, von Träumen und Nutzlosem geprägt, was sich aber weder als sinnlos noch wertlos erweist. Der Zweck eines introvertierten Lebens ist im Wortsinne nicht vorhanden, weil es dessen Intention widerspricht. Gleichwohl darf nicht unterschlagen werden, dass es einer extravertierten Grundleistung bedarf (Nahrung, Wohnung, Schutz usw.), um den introvertierten Lebensstil zu ermöglichen.
Wanja, der introvertierte Träumer, wird dennoch in seinem Faulenzen die Voraussetzung schaffen, um Großes zu leisten:
„Als ob sie von jeher in tiefster Seele geahnt hätte, daß sich mit Wanja – dem faulen Wanja, wie er im Dorf genannt wurde – einst gewaltige Dinge begeben würden: Dinge, von denen die Leute im ganzen Land sich noch lange erzählen sollten“ (9).
Das bedeutet, dass seine Lebensweise zwei Welten einen wird, die eine, die sich am Nutzlosen und Zweckfreien erfreut und die andere, die sich in der Welt der Verantwortung, des Zarenseins, einrichten muss. Dazu passt es, dass seine Wahl frei bleiben muss:
„Ob du mir glaubst oder nicht, ist deine Sache, dazu kann dich niemand zwingen.“ Der Blinde wandte ihm das Gesicht zu, als sehe er ihn mit seinen erloschenen Augen an. „Wenn du mir aber glaubst“, fuhr er fort, „dann bleibt mir noch eines zu sagen, ein Letztes. Der Himmel ist hoch, und das Land mit der Zarenkrone, die auf dich wartet, liegt fern von hier; es liegt hinter sieben Ländern und sieben Königreichen, jenseits der Weißen Berge. Präge dir diesen Namen gut ein! – Das silberne Dreikopekenstück, das du auf der Brust trägst, wird dir den Weg weisen.“
Wanja blickte den Alten betroffen an. Das silberne Dreikopekenstück? Seine Mutter hatte es ihm in der Todesstunde geschenkt. Seither trug er es ständig in einem ledernen Beutelchen auf der Brust, zwischen Hemd und Haut. [...] „Gott segne dich, Iwan Wassiljewitsch!“
Auch Wanja war aufgestanden, er senkte den Kopf. Soweit er zurückdenken konnte, war es das erstemal, daß ihn jemand bei seinem vollen Namen genannt hatte: Iwan
Wassiljewitsch“ (16)
Ehe er erfolgreich sein kann, muss er einen Weg einschlagen, der zwar genaue Anweisungen enthält, aber doch in einem gewissen Maße absurd ist:
„Immer dann, wenn du einen der Säcke mit Sonnenblumenkernen leergegessen hast, mußt du versuchen, das Dach über deines Vaters Haus mit den Armen emporzustemmen“, antwortete der Blinde. „Schaffst du es, daß der Mond und die Sterne zu dir hereinscheinen durch den Spalt zwischen Dach und Mauer: dann ist es soweit. Dann, und nicht einen Tag früher, darfst du vom Ofen heruntersteigen und aufbrechen in das ferne Land, wo die Krone wartet, die dir bestimmt ist – die Zarenkrone. (15)
Sonnenblumenkerne zu essen, auf dem Ofen liegend sieben Jahre zu faulenzen, sieben Schafsfelle mitzunehmen und einmal im Jahr zu versuchen, das Dach des Hauses in die Höhe zu stemmen ... sind nicht gerade Anweisungenzur Ausbildung eines zukünftigen Herrschers. Und dennoch „funktionieren“ sie in ihrer Disfunktionalität. Passend dazu bemerkt Wanja: „Alles braucht eben seine bestimmte Zeit, daran läßt sich nichts ändern“ (27). Der Erfolg gibt ihm recht. Doch bis dahin gilt es, seine Standfestigkeit zu prüfen. Davon unberührt bleibt sein Selbstwertgefühl, bis es im sechsten Jahr zu einer Krise kommt, als seine beiden Brüder das Haus abbrennen wollen. Weder will Wanja sterben, noch dass das Haus angezündet wird. Gerade dann, wenn Kausalität und Notwendigkeit unabänderlich scheinen, naht Rettung, quasi aus dem Nichts:
„Da hörte er plötzlich ein wohlbekanntes Geräusch vor dem Haus. Draußen kam jemand die Straße herauf und klopfte mit einem Stecken gegen die Zaunpfähle: Tok –tok-tak-tok – tok – tak. War das die Antwort auf seine Zweifel? Er war überzeugt davon. Eine große Zuversicht überkam ihn, er spürte es. Grischa und Sascha? Mit einemmal wußte er, daß er sie nicht zu fürchten brauchte: sie nicht und alle Feuerbrände der Welt nicht. Ich bleibe hier oben liegen“, nahm er sich vor. „Denn nun weiß ich, daß alles zu einem guten Ende kommt. Damit kehrte er sich zur Wand und schlief ruhig ein“ (40).
Am Ende wird Wanja das eine Jahr „nutzen“, um seine Kräfte heranreifen zu lassen, indem er weiter Sonnenblumenkerne isst, schläft und faulenzt. Dann gelingt es ihm, alles zu einem Abschluss zu bringen, was für ihn Aufbruch und Neufang bedeutet:
„Wanja war glücklich wie nie zuvor. Er hatte die Dachprobe endlich bestanden. Nicht einmal sonderlich schwergefallen war es ihm heute nacht [sic], das Dach in die Höhe zu stemmen. Alles war einfach und glatt gegangen: Ein kräftiger Ruck mit den Armen – und schon hatten durch den Spalt zwischen Dach und Mauer der Mond und die Sterne zu ihm hereingeschienen. Hinterher hatte er ruhig und tief ein paar Stunden geschlafen. Beim ersten Hahnenschrei war er erwacht und vom Ofen herabgestiegen. Von jetzt an war er ein freier Mann, und das freute ihn. Die Sonne war unterdessen aufgegangen.“ (56)
Der zweite und dritte Teil des Buches handelt davon, dass Wanja Abenteuer und Prüfungen besteht, ehe er Zar werden kann:
Der alte Zar war in einen Mantel von rotem Brokat gehüllt. Er saß aufrecht im Lehnstuhl, den goldenen Herrscherstab in der linken Hand, auf dem Haupt die Krone. Neben ihm stand die schöne Wassilissa, festlich gekleidet auch sie, einen Goldreif im schwarzen Haar. Sie trug ihn seit vielen Jahren zum erstenmal wieder. Seit die Krankheit über den Zaren gekommen war, hatte sie nie mehr ein Schmuckstück angelegt; diesen Tag aber hatte der Vater darauf bestanden.
„Sei uns willkommen, mein Sohn – wir haben auf dich gewartet!“
Wanja trat vor den Zaren und seine Tochter hin. Er hatte ihn an der Stimme wiedererkannt, gleich beim ersten Wort. Nun sah er ihm ins Gesicht und staunte.
„Bist du es, mit dem ich zu Hause im Birkenwäldchen gesprochen habe – damals vor vielen Jahren? Wie konnte ich ahnen, daß ich mit einem Zaren sprach!“
„Gottes Wege sind wunderbar“, sagte der alte Zar. „Dank sei ihm, daß er dich uns gesandt hat – zur rechten Stunde, am rechten Tag!“ Er streckte die Hand nach dem starken Wanja aus und betastete mit den Fingerspitzen die Rüstung.
„Ich kann dich mit meinen Augen nicht sehen“, sagte er. „Aber ich spüre mit meinen Fingern, daß du die Rüstung des Zaren Iwan Wassiljewitsch trägst. Und ich höre es deiner Stimme an, daß du der junge Mann aus dem Birkenwäldchen bist. Sei mir gegrüßt, mein Sohn, tausendmal sei mir gegrüßt! Du wirst diese Krone tragen, die mir zu schwer geworden ist – und du kannst meine Tochter zur Frau bekommen, wenn du sie magst.“ [...]
„Das hast du bewiesen“, sagte der alte Zar. „Du hast es durch deine Treue und deinen Mut bewiesen, sonst stündest du jetzt nicht hier. Glaub mir, es kommt nicht zuerst auf die vornehme Abkunft an: Das Herz ist es, was den Zaren ausmacht.“
Resilienz-Strategie
Vielen geht es wie Parzival, den eine eigentümliche Sehnsucht in die Welt hinaustreibt, die er nicht näher benennen kann. Sehr zum Leidwesen seiner Mutter, die stirbt, nachdem Parzival, ohne sich umzuschauen, sein behütetes Heim verlässt. In dieser Sehnsucht liegt der Kern des Selbstwertgefühls. Wird ihm gefolgt, entwickelt sich wie von selbst eine Resilienz-Strategie, die darauf basiert, „seinen“ Weg unabhängig von der Meinung anderer zu gehen.
In den 1950er-Jahren wurde ein Buch legendär mit dem Titel On the road von Jack Kerouac (1922–1969). Es prägte eine ganze Generation, die Beat-Generation. Diese baut auf der „Lost Generation“ auf – einer Aussage von Gertrude Stein (1874–1946) gegenüber Hemingway: „You are the loste generation“. Dazu gehören Scott Fitzgerald (1896–1949) und Ernest Hemingway (1899–1961). Stein meinte mit ihren Worten diejenigen, die im 2. Weltkrieg Kriegsdienst geleistet haben.
Doch die Beat-Generation und später die Hippies – der „angesagte, hippe Jahrgang“ –, sie lebten von einer Sehnsucht, die sich in die Worte: Liebe, Freiheit und Frieden einkleiden lässt. All das sind unbestimmte Begrifflichkeiten, die keiner engen Definition standhalten, dafür aber genügend Raum geben, um sich daran ansatzweise orientieren zu können. Sie sind damit Inkarnation jener Sehnsucht, die Selbstwertgefühl in seiner Gänze ausmacht. Das aber befreit nun nicht davon, zu hinterfragen, was diese Sehnsucht nährt.
Gehört hierzu nicht ein Selbstwertgefühl, das sich schützend um einen legt wie ein Mantel? Das damit auch den kruden Herausforderungen des Alltags gegenüber blind oder nachlässig macht? Negatives kann aber in einem hohen Maße ausgeblendet werden und Optimismus, der sich als Bewältigungsstrategie gebrauchen lässt, einstellen. Hier kann nur das Durchhalten eine Garantie gewähren, weil es eine konkrete Zielvorgabe im Sinne einer Problem-Lösungsstrategie nicht gibt und auch nicht geben kann.
Die Strategie dabei ist eine eher unbewusste als Rückgriff auf eine innere Sicherheit, die als gegeben hingenommen wird. Sie scheint dann auch auf das soziale Umfeld auszustrahlen, das sich bereitfindet, an dem „Werk“ mitzuarbeiten, gleichwohl nicht vorherzusehen ist, worin das „Werk“ einmünden wird. Denn es ist einfach ein Gefühl der Überzeugung von sich selbst, das einem zwar keine Flügel verleiht, aber zumindest die Möglichkeit gibt, die Dinge auf seine Weise zu tun.
Der Resilienzfaktor Selbstwertgefühl wird zu einer Resilienz-Strategie der Vereinnahmung seiner selbst und seiner Umgebung. Ob es ein unangenehmes Erwachen geben wird und man nach Jahren feststellt, dass der Weg eine Sackgasse war, bleibt davon unberührt, denn auch in diesem Fall ist der Umweg als Weg zu zählen.
Am Ende ist es das „Herz“, nicht die rationale Überlegung und kein Wille und kein Entschluss ist es, der etwas vollendet. Auf dem Weg dorthin bedarf es aber eines hohen Maßes an Selbstwertgefühl.
Der Text steckt zudem voller Anspielungen und symbolischer Beziehungen, worauf hier nicht eingegangen werden kann.
Literatur:
Preußler, Otfried: Die Abenteuer des starken Wanja (1968)
www.preussler.de