Resilienzfaktoren
4. Selbstwirksamkeitserwartung
9. Religiosität und Spiritualität
Resilienz-Faktoren: Beschreibung in Stichworten
Resilienzfaktoren[1] | Stichworte | |
1 | Positive Emotionen, 45f | - Positive Emotionen sind nicht nur das Resultat von Erfolg, Gesundheit und erfüllenden Beziehungen, sondern auch das förderlicher Faktoren
- Resilienzforschung geht vorwiegend von einem dynamischen Affektmodell aus |
2 | Optimismus, 48f | - ist eine aktive Bewältigungsstrategie (zum Beispiel Aufsuchen einer Ärztin bzw. eines Arztes bei Beschwerden)
- optimistische Menschen werden durch ihr aktiveres Bewältigungsverhalten weniger negative Lebensumstände erleben und mehr soziale Unterstützung erhalten |
3 | Hoffnung, 52f | - schützende Wirkung
- positive Copingstrategien (Kampfgeist) |
4 | Selbstwirksamkeitserwartung,
54f |
- ein Ereignis wird erst dann als bedrohlich empfunden, wenn eine Person die Anforderungen der Situation bzw. das benötigte Bewältigungspotenzial höher einschätzt, als die eigenen Fähigkeiten
- Personen mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung nehmen sich als weniger verletzlich wahr und schätzen ihre Umgebung als weniger bedrohlich ein - sie kommen seltener in die Situation, angesichts eines Ereignisses große Hilflosigkeit und Stress zu erleben - Initiierung aktiver, problemorientierter Bewältigungsstrategien - Vertrauen in die eigenen Selbstregulationsfähigkeiten - sie bringen Gedanken unter Kontrolle oder lassen sich davon zumindest nicht in hohem Ausmaß beunruhigen |
5 | Selbstwertgefühl, 58ff | - schätzen ihre Umgebung günstiger ein
- nehmen Veränderungen in sozialen Beziehungen eventuell nicht wahr |
6 | Kontrollüberzeugung, 61f | - eintretende Ereignisse werden vorwiegend als Resultat eigener Handlungen wahrgenommen
- ausgeprägte internale Kontrollüberzeugung wird in der Resilienzforschung als protektiv angesehen |
7 | Kohärenzgefühl, 65ff | Das Kohärenzgefühl nach Antonovsky (1987) als grundlegende Lebensorientierung mit drei Komponenten:
- Gefühl der Verstehbarkeit - Gefühl der Bewältigbarkeit - Gefühl der Sinnhaftigkeit - hohes Kohärenzgefühl = weniger Stressoren bzw. seltener kritische Lebensereignisse - aber: keine Aussagen zur protektiven Wirkung angesichts kritischer Lebensereignisse |
8 | Hardiness, 73f | „Hardiness“ = Widerstandsfähigkeit
- Engagement = in verschiedenen privaten und gesellschaftlichen Lebensbereichen Sinn und Bedeutung zu finden und darauf aufbauend, aktiv und interessiert an der Gestaltung dieser Lebensbereiche teilzuhaben - Kontrolle = Wahrnehmung, Situationen nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sondern aktiv beeinflussen zu können; betonte Bereitschaft zu aktivem und selbstverantwortlichem Handeln - Herausforderung = Veränderungen und Anforderungen nicht als Bedrohung, sondern als Möglichkeit zu Wachstum und Weiterentwicklung wahrzunehmen - hinreichende Belege dafür, dass Hardiness einen schützenden Effekt insbesondere bei schwerwiegenderen Ereignissen haben könnte |
9 | Religiosität, 73f
Spiritualität, 73f |
Nach Zwingmann (2004) gilt Spiritualität „als subjektiv erlebter Sinnhorizont, der sowohl innerhalb als auch außerhalb traditioneller Religiosität verortet sein kann und damit allen – nicht nur religiösen – Menschen zu eigen ist“. Merkmale:
- Suche nach dem Sinn und Zweck des Lebens, nach Antworten auf Fragen zur Bedeutung von Krankheit und Tod - Bildung eines Bedeutungsnetzes, das dem Leben Kohärenz und Sinn verleiht. Religiosität: Übernahme von Glaubensüberzeugungen und Traditionssystemen; Teilnahme an Aktivitäten und Ritualen organisierter Religionsgemeinschaften. Ein positiver religiöser Copingstil zeichnet sich durch eine vertrauensvolle Gottesbeziehung aus, bei der das Individuum Gott und Mitmenschen um Hilfe bittet, jedoch auch Eigenverantwortung übernimmt. Ein negativer religiöser Copingstil ist durch die Deutung negativer Ereignisse als Strafe oder Prüfung Gottes sowie das Hadern mit Gott, dem eigenen Glauben oder der Glaubensgemeinschaft geprägt. Der Gedanke, das eigene Schicksal sei Teil eines göttlichen Plans, wirkt entlastend. |
10 | Coping, 78ff | „Coping“ = „to cope with“ = bewältigen, überwinden
- Bewältigung von Stress oder kritischen Lebens- ereignissen - problemorientierte Copingstrategien - aktive Problemlösungsversuche - Suche nach praktischer Unterstützung und Hilfe. Emotionsbezogenes Coping: Bewältigung von durch kritische Lebensereignisse ausgelösten negativen Emotionen. Vermeidende Strategien werden neben dem Leugnen eines Problems auch durch Ablenkung mit alltäglichen Aktivitäten wie zum Beispiel Fernsehen oder im Extremfall Drogen oder Alkohol identifizierbar. Copingstrategien in Bezug auf eine resiliente Anpassung an kritische Lebensereignisse sind wichtig. |
11 | Soziale Unterstützung, 82f | - sozial isolierte Personen haben ein wesentlich höheres Erkrankungs- und Sterberisiko
- soziale Unterstützung reduziert das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, aber auch für andere potenziell lebensverkürzende Erkrankungen - unter emotionaler (psychologischer) Unterstützung versteht man Zuwendung, Trost, Verständnis, Aussprache, aber auch die Vermittlung eines Gefühls von Zugehörigkeit und Rückhalt. |
[1] Inhalt und Formulierungen nach: Bengel, Jürgen / Lyssenko, Lisa: Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter – Stand der Forschung zu psychologischen Schutzfaktoren von Gesundheit im Erwachsenenalter. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung. Band 43, Köln: BZgA, 2012.
https://shop.bzga.de/band-43-resilienz-und-psychologische-schutzfaktoren-im-erwachsenenalt-60643000/ (Seiteninformationen beziehen sich auf Bengel/Lyssenko)